Samstag, 21. Februar 2009

Von frechen Mädchen

Bei manchen Eulenpärchen herrschen offenbar raue Sitten. Genauer gesagt bei den Raufusskäuzen. Dort lassen nämlich 70 Prozent der Weibchen ihren Partner allein mit den Jungen im Nest zurück, um anderswo eine neue Familie zu gründen. Dieses nach menschlichen Massstäben nicht gerade lupenreine Verhalten haben norwegische Forscher um Katrine Eldegard von der Universität As in ihren heimischen Wäldern beobachtet.
Immerhin lassen die Eulendamen ihren ersten Gatten nur dann mit der Aufzucht alleine, wenn das Futterangebot für ihn und die Jungen gut ist. Für Tierdamen ist dies eine unübliche Strategie. Aber die Raufusskauzweibchen können dadurch mehr Nachwuchs in die Welt setzen - sie sind also im evolutionären Rennen im Vorteil.
Man könnte dies als eine besondere Form der sexuellen Selektion bezeichnen. Dabei geht es darum, dass es für gewöhnlich die Weibchen einer Tierart sind, die ihren Begattungspartner aussuchen und damit die Evolution beeinflussen. Schon Charles Darwin hatte erkannt, wie wichtig die sexuelle Selektion ist. (Bild: Horst Egen/www.egeeulen.de)

Donnerstag, 12. Februar 2009

Geburtstagsgrüsse im Netz

Wie gratuliert die Welt dem Entdecker der Evolution, abgesehen von den üblichen «Wer war Charles Darwin»-Artikeln? Ein paar Beispiele:

Die Welt Online entblösst Charles Darwin ein wenig, in dem sie die zehn Fragen stellt, die Darwin nicht beantwortete - und die bis heute ungelöst sind. Spannend!

Auch spannend und nochmal die Welt: Was haben Darwin und der berühmte US-Präsident Abraham Lincoln gemeinsam, ausser der Tatsache, dass sie beide am 12.2.1809 geboren sind?

Witzig verkauft der Ansatz im Tagesspiegel: Die Evolution im Hause Darwin - Gespräche mit drei Ururenkeln des Forschers.

Die BBC erhebt zum Geburtstag den Mahnfinger: Galapagos - quasi Darwins Evolutionsinselgruppe - ist bedroht, wenn weiter noch so viele Touristen anreisen.

Der Guardian berichtet über einen Streit in Irland: Dort wird ein Museum gedrängt, seine Evolutionsausstellung mit einem Kreationisten-Teil als Gegenstück zu ergänzen.

Genug gelesen? Dann vielleicht noch Lust auf ein Quiz?

Focus stellt zehn Fragen zur Evolution, die der User beantworten kann. Niveau: einfach bis mittel.

15 Fragen gibts bei der Süddeutschen Zeitung zu beantworten. Mittel bis schwierig.

Happy Birthday Charles!

Heute also wäre Charles Darwin 200 Jahre alt. Auf Radio DRS ist heute noch einmal einiges über ihn und seine Leistungen zu hören:

- Auf DRS 1 ist Darwin gleich zweimal zu Gast:
In der Siesta von 14 bis 15 Uhr. Es gibt drei Beiträge aus dem Hörpunkt vom 2.2 zu hören und ein Gespräch mit Thomas Häusler.
Das Echo der Zeit fragt, was denn die moderne Forschung vom Gedankengut des Charles Darwin noch alles brauchen kann.

- Und auf DRS 2 ist um 8:15 die letzte Folge aus Darwins Reisebericht "Die Fahrt der Beagle" zu hören. Wer die Folgen verpasst hat: Man kann sie nachhören.

- Auf DRS 3 erzählt Christian Heuss im Verlauf des Morgens (nach acht und nach elf) die Essentials: Für alle, die (fast) alles über Darwin in aller Kürze hören möchten.

Montag, 9. Februar 2009

Mendels ignorierte Erbsen

Am 8. Februar 1865 stellte ein Mönch namens Gregor Mendel der Brünner Gesellschaft für Naturwissenschaften seine Versuche mit Erbsen vor. Sie beschrieben die Vererbungsvorgänge einiger Erbseneigenschaften, zum Beispiel ob eine Erbse glatt oder runzelig ist. Ein Jahr später publizierte Mendel seine Ergebnisse und verschickte 40 Exemplare an Wissenschaftler in ganz Europa. Doch nur einer hielt die Arbeit für wichtig genug, um Mendel zu antworten. Die meisten Empfänger lasen die Studie nicht einmal.

Ein Empfänger soll auch Charles Darwin gewesen sein. Und auch er hat vermutlich Mendels Arbeit nie gelesen – der Artikel sei noch unaufgeschnitten in Darwins Nachlass gefunden worden. Bestätigt ist dieses Gerücht nicht.

Wie dem auch sei: Mendels Arbeit über die Vererbung wäre für Darwin äusserst interessant gewesen: Im Zentrum der Evolutionstheorie steht die Vererbung – und die war für Darwin eine Blackbox. Man kann sich also fragen, wie die Wissenschaftsgeschichte verlaufen wäre, wenn Mendel nicht verkannt und erst um 1900 wiederentdeckt worden wäre.

Auch ein Schweizer Botaniker, Carl Wilhelm von Nägeli, der mit Darwin in Briefkontakt stand, hatte Post von Mendel bekommen – und sie genauso schnöde behandelt wie die anderen Empfänger. Diese Geschichte erzählte Christoph Keller am Darwin-Hörpunkt. Nachhören kann man sie auf der Hörpunkt-Seite.

Freitag, 6. Februar 2009

Evolution zum Zuschauen

In der heutigen Ausgabe des Fachmagazins Science berichten US-Forscher davon, wie sie der Evolution in Echtzeit zugeschaut haben. In dieser Geschichte spielen mindestens vier Protagonisten mit:
Ein Apfel, eine Fruchtfliege, eine Legewespe – und, wie so oft – der Mensch.


Und wie so oft steht der Mensch am Anfang einer modernen Evolutionsgeschichte. Der brachte nämlich vor fast 400 Jahren den Apfel von Europa in die Neue Welt. Worauf die biblischen Früchte der Fruchtfliege namens Rhagoletis pomonella den Kopf zu verdrehen begann. Die Männchen und Weibchen dieser Fliegenart pflegten sich auf den Früchten des Weissdorns zu paaren und dort ihre Eier zu deponieren.
Diese Eier wiederum zogen eine bestimmte Legewespenart an, die in den sich entwickelnden Fliegenmaden ihre Eier legten. Der Nachwuchs der Wespe frass dann die Fliegenmade von innen auf.

Diese Geschichte wiederholte sich jedes Jahr wohl schon seit Tausenden von Jahren – bis der Apfel kam. Langsam entdeckten manche Fruchtfliegen diese neue Frucht als bevorzugten Paarungsplatz. Eine eigene Population innerhalb von Rhagoletis pomonella entstand. Dies konnten die Forscher um den Biologen Jeff Feder nun im Erbgut der Fliegen nachweisen: Die Weissdorn- und die Apfelfraktion unterscheidet sich mittlerweile in den Genen. Noch sprechen die Forscher nicht von einer neuen Art von Fruchtfliegen, sondern von einer Rasse.

Und diese Evolutionsgeschichte hat noch einen Dreh in der Storyline: Die Forscher konnten auch bei den Legewespen eine neue Rasse identifizieren – die nun bevorzugt den Fliegen der Apfelrasse nachstellt. Jeff Feder mag die Idee, dass sich die Artenbildung, die Darwin als "das grösste Rätsel aller Rätsel" bezeichnete, quasi im heimischen Garten lüften lässt: "Die Hinweise zur Lösung dieses Rätsels finden sich da, wo wir auf unseren Gartenstühlen sitzen und Cola trinken. Wir müssen nur unsere Augen öffnen und schon sehen wir auf dem alten, knorrigen Apfelbaum in unserem Garten neue Lebensformen enstehen."

Darwin hätte das bestimmt gefallen.

Der Forscher Jeff Feder ist auch zu sehen im Interview.

(Foto: © Rob Oakleaf, NSF)

Dienstag, 3. Februar 2009

Jetzt heisst es zuhören!

Der Hörpunkt über Charles Darwin auf DRS2 ist zwar Geschichte. Aber man kann ihn hier nachhören: Hörpunkt-Website

Oder eine Doppel-CD mit einigen Highlights des Tages bestellen. Das geht über
Telefon 0848 840 800 oder auf der Website des Radiokiosks.

Viel Spass beim Zuhören wünscht das Hörpunkt-Team.