Das Bindeglied zwischen Calvin und Darwin sei der "Geist des Kapitalismus", so Wenzel. Denn dieser hatte sich aus Calvins Protestantismus heraus entwickelt und wehte zu Darwins Zeiten äusserst heftig.
Die weit verbreitete Annahme, der Darwinismus habe aus der Biologie heraus in andere Gesellschaftsbereiche – wie die Ökonomie – hineingewirkt und als Sozialdarwinismus das Recht des Stärkeren in der Gesellschaft gerechtfertigt, greift zu kurz. Denn die Beeinflussung fand auch in der anderen Richtung statt. Die zu Darwins Zeiten populären ökonomischen und soziologischen Ideen waren für Darwin Ausgangspunkte für seine Idee der natürlichen Auslese.
So war etwa das Werk des Ökonomen Thomas Robert Malthus eine wichtige Inspirationsquelle für Darwin. Dieser sagte, dass stets mehr Lebewesen geboren würden, als die Erde Ressourcen für sie bereithält. Wenzel bringt es auf den Punkt: "Die Ellenbogengesellschaft liefert die Blaupause auch für die Natur" oder wenigstens für unsere Vorstellung von ihr.
Mehr zur gegenseitigen Beeinflussung von Ökonomie, Soziologie und Biologie hören Sie am 2. Februar auf DRS 2. Odette Frey
Man könnte auch in Erwägung ziehen, dass Bindeglied zwischen Calvinismus, Darwinismus und Kapitalismus eine von aufklärerischem Denken (und dann noch verstärkt durch das Newtonsche Raum-Zeitkonzept als quasi abstrakt-immaterielle Grundvoraussetzung für materielles Vorhandensein) beeinflusste generelle bzw. kollektive, individuell mehr oder weniger starke Ausrichtung intellektuellen wie "moralischen" Daseins und Wirkens auf das konkret Messbare, Berechenbare und Kontrollierbare gewesen sei (siehe auch Kommentar zum Beitrag "Der Stern von Madagaskar ..."
AntwortenLöschenDie gegenwärtige Krise könnte auch als Erschöpfung der Brauchbarkeit dieser überlieferten Anschauungs- und Folgerungs- und Wertungskonzepte untersucht werden.